Ich hasse HASS

Dank „sozialer“ Netzwerke werden wir seit Monaten mit verschiedensten Ansichten zu der Flüchtlingsdebatte konfrontiert. Das World Wide Web serviert uns Fakten, Propaganda und emotionsgeladene Statements. Die Meinungsbildner bieten Bildung nach jedem Geschmack. Unser Hunger nach Wissen wird gestillt. Wir können fressen, bis wir gemästet auf dem Boden liegen.

Ob wir wollen oder nicht, es ist an der Zeit Farbe zu bekennen. Dafür oder dagegen? Lasst uns aufstehen, aber bitte nicht liegen bleiben. Denn dann sind wir die Wegschauer, die es verpassen laut zu werden! Schande!

Schwarz oder weiß? Das ist die Frage, wir müssen gefälligst antworten! Auf unseren Gegner zeigen und ihm verbal in die Fresse hauen. Egal, auf welcher Seite wir stehen, Hauptsache wir tun es. Falls wir den erwählten Feind nicht sofort erkennen und er seine Meinung geschickt mit Friedwilligen Argumentationen tarnt, ist es trotzdem einfach. Äußert er Kritikpunkte an der Flüchtlingspolitik, trägt er die Uniform des Schwarzmalers. Heißt er alle refugees Willkommen, hat er eine weiße Weste. So einfach ist das. Schwarz oder weiß! Punkt und aus!

Die Armeen rüsten auf. Die Parolen werden lauter, die Wegschauer weniger, nicht mehr lange und für den Großteil ist geklärt, auf welcher Seite strammgestanden wird. Kommt wir ziehen in den Krieg! Falls wir eine Alternative sehen und den Mittelweg wählen, ist es Zeit für die Rebellion!

Ich für meinen Teil liebäugle mit den Rebellen, werde aber auf keinen Fall meine Waffen polieren und mit Gleichgesinnten durch die Wälder und von einem Versteck zum anderen ziehen.

Warum nicht? Dann wäre ich im Krieg. Ich will aber Frieden. Sind es nicht jene, die nach Frieden flehen, aus denen manch weiße Weste den Nährboden für den Hass gegen das eigene Volk stampft? Und wie viel Hass trägt die Uniform in ihrem Herzen, die Flüchtlingen die Gastfreundschaft verwehrt und von heftiger Hetze zehrt?

Haben wir das Recht zu kategorisieren? Oder sollten wir uns die Zeit nehmen, um bei den Menschen Einzelschicksale und bei der Situation, politischen Hintergründe zu betrachten?

Wie viel Wissen tragen wir in uns, um uns anzumaßen Andere an den Pranger zu stellen?

Es ist der Hass, den ich hasse. Da ich jegliche Form von Extremen verurteile, werde ich selbst von dem stumpfen Gefühl übermannt. Ich muss wachsam bleiben! Denn sonst werde ich Opfer der höchsten Form der Verachtung. Der Drang nach Frieden wird größer, der Wunsch das Gehasste zu bekriegen stärker. Ich will aber keinen Krieg!

Menschen die in Sorge leben und auch Menschen, die sich Sorgen machen haben Angst.

Welches Recht habe ich, die Angst eines anderen zu verurteilen?

Keines!

Ich will nicht wegschauen – ich kann einfach nicht drauf hauen!

Luise

6 Gedanken zu “Ich hasse HASS

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